Schweizer Hagel 2024 – ein Halbjahr mit viel Regen

19 Juli, 2024 | Aktuell Nicht kategorisiert
Die Effekte des Klimawandels stellen besonders die Landwirtschaft und die Agrarversicherer vor grosse Herausforderungen.
Die Effekte des Klimawandels stellen besonders die Landwirtschaft und die Agrarversicherer vor grosse Herausforderungen.

Die Agrarversicherung Schweizer Hagel bietet den landwirtschaftlichen Produzenten Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung, um sie im betrieblichen Risikomanagement und in Präventivmassnahmen zu unterstützen. Der Klimawandel betrifft nicht nur Gesellschaft und Wirtschaft, sondern stellt besonders die Landwirtschaft und die Agrarversicherer vor grosse Herausforderungen. Eine klimaresiliente Landwirtschaft mit angepasstem Versicherungsschutz ist das Ziel.

Die Elementarschadenversicherung verzeichnete 2021 das schadenreichste Jahr seit 2007, doch für die Schweizerische Hagel-Versicherungs-Gesellschaft war es das schlimmste Jahr ihrer 140-jährigen Firmengeschichte. Im Berichtsjahr 2023 wurden der Schweizer Hagel in der Schweiz 5’904 Schäden an versicherten Kulturen gemeldet. Die Schadensumme belief sich auf 30,8 Millionen Franken, wovon 54 Prozent durch Hagel, 30 Prozent durch Trockenheit und 8 Prozent durch Sturm verursacht wurden. Betroffen waren Ackerkulturen, Gemüse, Wein, Obst und Beeren und gegen Ende Jahr waren zudem Mais und Zuckerrüben von Trockenheit beschädigt. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr brachte das erste Halbjahr 2024 sehr viel Regen.

Klimaresilienter Ackerbau

Im Auftrag der Schweizer Hagel erstellte Agroscope, fenaco und der Schweizer Bauernverband die Studie Klimaresilienter Ackerbau 2035. Wichtigstes Thema der Studie war die Trockenheit und die konsequente Umsetzung der guten landwirtschaftlichen Praxis wie Biodiversität, permanente Begrünung der Ackerböden und das Vermeiden von Verdichtung und Erosion. Trockenheits- und hitzetolerante Pflanzenzüchtungen wie Sorghum, Quinoa und Erbsen sind zu stärken.

Daneben werden Anbausysteme und -techniken weiterentwickelt. Die Bewässerung wird nur erlaubt, wo Seen, grosse Flüsse oder ausgedehnte Grundwasservorkommen vorhanden sind. Die Bewässerung wird sich aus wirtschaftlicher Sicht auch künftig nur bei Gemüse, Kartoffeln, Obst, Beeren und Reben lohnen. Schliesslich können in Jahren mit ausgeprägten Wetterextremen Ernteversicherungen helfen, finanzielle Einbussen aus Ertragsausfällen abzufedern.

«Bereits einfache Massnahmen können viel in der Erosionsprävention bewirken. Beispielsweise sollte bei einem Feld mit Hangneigung darauf geachtet werden, entgegen der Neigung zu säen, wie darauf zu achten, die Pflanzen nicht der Hanglage entlang, sondern quer dazu auszusäen, kann bereits viel vorbeugen. Somit wird das Wasser eher aufgefangen und nicht so schnell abgeleitet. Zwischenkulturen, sowie ganzjährige Bewirtschaftung (beispielsweise mit stickstoffbindenden Pflanzen sind ebenfalls Massnahmen», so Amélie Beauregard, angehende Geographin gegenüber thebroker.

Folgen von zu warmen und zu kalten Temperaturen im April 2024

Da viele Kulturen aufgrund von sehr warmen Apriltagen bereits in Blüte waren, liessen Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt die Blüten vielerorts erfrieren. 370 Frostschäden wurden in der Region Genf an Obst- und Weinkulturen gemeldet sowie 800 Schneedruckschäden im Mittelland und den Voralpen. Unter der Schneelast können die Halme abknicken, was den Ernteertrag schmälert.

Kein gutes Heuwetter im Mai

Da der vergangene Mai oft nass war, die Anzahl der Niederschlagstage vielerorts über der Norm lagen, und sonnige Perioden nur selten herrschten, waren die Tage zum Heuen rar. Der Schweizer Hagel wurden 300 Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen gemeldet. Die Schadenbelastung lag jedoch deutlich unter dem langjährigen Mittel.

Unwetter und Hagel im Juni

Der 28. Juni bleibt wegen eines Hagelunwetters in der Region Berner Seeland an landwirtschaftlichen Kulturen in Erinnerung. Erhöhte Gewitteraktivitäten am Folgetag in der Westschweiz führten zu Schäden an Wein, Ackerkulturen (Raps und Getreide) und Lagergemüse (Zwiebeln). Kräftige Niederschläge führten vielerorts zu Überschwemmungen, was vor allem die Kartoffelproduzenten traf. Es wurden rund 1’000 Schäden gemeldet, die den Ackerbau-, Wein-, Gemüse- sowie Obst- und Beerenkulturen schmälerten. Trotzdem lag die Schadenbelastung im Monat Juni, wie auch im Mai, deutlich unter dem langjährigen Mittel.

Der Schweizerische Versicherungsverband SVV geht in einer ersten groben Schätzung davon aus, dass die Unwetter von Mitte Juni bis Anfang Juli 2024 versicherte Gesamtschäden von 160 bis 200 Millionen Schweizer Franken verursacht haben. Dabei waren die Kantone Wallis und Tessin am meisten betroffen. 2025 tritt die Verordnung über die Prämiensubventionierung von Ernteversicherungen gegen Trockenheit und Frost in Kraft. Um möglichst viele Landwirte zu versichern, wird die Schweizer Hagel die nötigen Anpassungen vornehmen und neue Produkte für die beiden Risiken lancieren.

BK

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