Lloyd’s empfiehlt Risiken in Taiwan mit höheren Prämien zu belasten
28 August, 2023 | Aktuell Nicht kategorisiert
Wie ein aktueller Lloyd‘s-Bericht nahelegt, gelten laut Reuters die Versicherer von Lloyd’s of London als führend bei der Erhöhung von Tarifen und der Kürzung von Risiken im Zusammenhang mit dem Inselstaat Taiwan. Die Besorgnis über eine mögliche Militäraktion des 180 Kilometer entfernten Chinas wächst.
Crispin Hodges, der Leiter für Handel und politische Risiken beim Versicherer Canopius, sagte vergangene Woche gegenüber Reuters: «Die Verfügbarkeit von Versicherungsschutz für Taiwan ist knapper geworden». Zudem konzentrierten sich immer mehr Versicherer auf die Risiken, denen Schiffe in Häfen in Konfliktgebieten ausgesetzt seien.
Als Auslöser dieser Verschärfung wird die russische Invasion in der Ukraine im vergangenen Jahr genannt. Seitdem haben Versicherer Russland und die Ukraine generell von den Policen ausgeschlossen oder die Tarife erhöht.
Ähnlich wie bei der russischen Invasion in der Ukraine
Ein ähnliches Vorgehen der Versicherer wie in Russland würde es in Bezug auf Taiwan schwieriger und teurer machen, dort Geschäfte zu tätigen. Laut Reuters habe Lloyd’s of London seine Mitglieder bereits im Januar 2023 gebeten, die potenzielle Gefährdung durch sogenannte «realistische Katastrophenszenarien» im Zusammenhang mit dem Konflikt in Taiwan zu definieren. Dies betrifft Risiken der See- und Luftfahrt sowie die politischen Risiken.
Laut Reuters habe sich Taiwan in den letzten drei Jahren wiederholt über chinesische Militäraktivitäten in seiner Nähe beschwert. Gleichzeitig hat Peking den Druck erhöht, um die Insel zu zwingen, ihre Souveränität zu akzeptieren. Vom Standpunkt des politischen Risikos sind die Unruhen eine ständige Herausforderung.
Lloyd’s fordert Syndikate auf, Geschäft zu reduzieren
Nachdem Lloyd’s die allgemeine Gefährdung des Marktes durch realistische Katastrophenszenarien sowohl im Versicherungs- als auch im Rückversicherungsgeschäft erfasst hat, kann es einzelne Syndikate auffordern, ihr Geschäft zu reduzieren oder mehr Kapital dafür bereitzustellen.
Auswirkungen auf die hiesige Industrie
Experten zufolge ist zu erwarten, dass auch die hiesige Industrie ihre Abhängigkeiten von Taiwan mit separaten Versicherungspolicen gegen politische Risiken abdecken muss. Gleiches gilt für die Importindustrie sowie die Banken. Auch Versicherungsbroker werden ihr Portefeuille nun nach solchen Kunden durchforsten. Figuriert Taiwan erst einmal auf der roten Liste, ist es nur eine Frage der Zeit, bis China-Importe ebenfalls ein zusätzlich erhöhtes Risiko darstellen.
Das Risiko, dort Geld zu verlieren, besteht bereits jetzt. Es ist voraussichtlich nur noch eine Frage der Zeit, bis die Schweiz, deren drittgrösster Handelspartner China ist, die US-Sanktionen in irgend einer Form mitträgt oder sich für China entscheidet.
Binci Heeb
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