Künstliche Intelligenz: Unternehmer und Forscher*innen warnen, doch warum?

17 April, 2023 | Aktuell Nicht kategorisiert
Künstliche Intelligenz: Über tausend Experten, Forscher, Politiker und Top-Manager fordern eine Pause bei der weiteren Entwicklung von KI.
Künstliche Intelligenz: Über tausend Expert*innen, Forscher*innen, Politiker*innen und Top-Manager*innen fordern eine Pause bei der weiteren Entwicklung von KI.

Über tausend Expert*innenen, Forscher*innen, Politiker*innen und Top-Manager *innen fordern eine Pause bei der weiteren Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI). Sie warnen vor den Risiken von leistungsfähigster KI ab ChatGPT-4 und 5. In einem offenen Brief wurde bekanntlich ein sechsmonatiges Moratorium gefordert. Aber passiert ist so gut wie nichts.

Die Botschaft schlug rund um den Globus wie eine Bombe ein. In einem offenen Brief vom 22. März 2023 forderten 1’800 namhafte Unternehmer*innen, Politiker*innen, Konzernchef*innen und IT-Forscher*innen ein sechsmonatiges Moratorium für die leistungsfähigsten KI-Experimente weltweit. Darunter befinden sich unter anderem Tesla-Chef Elon Musk, Apple-Mitgründer*innen sowie Yoshua Bengio, dem Pionier neuronaler Netzwerke, die künstliche Intelligenz ermöglichten, und der israelische Historiker Yuval Noah Harari. Sie fordern alle KI-Labore auf, das Training von KI-Systemen, die leistungsstärker als GPT-4 sind, sofort zu unterbrechen. Die Angst ist gross, dass die intelligenten Systeme nicht einmal mehr von ihren Erfinder*innen verstanden und zuverlässig kontrolliert werden können.

Nach Meinung der Unterzeichnenden und der mittlerweile unzählbaren Sympathisanten können KI-Systeme mit menschlicher Intelligenz tiefgreifende Risiken für die Gesellschaft und die gesamte Menschheit darstellen. Dabei nehmen die Unterzeichnenden Bezug auf die aktuellen Entwicklungen wie ChatGPT-4 oder Googles Bard. Diese KI-Systeme seien bald auf einem menschenähnlichen Intelligenzniveau und müssten deshalb mit entsprechender Ernsthaftigkeit geplant und verwaltet werden. Obwohl in den letzten Monaten ein ausser Kontrolle geratener Wettlauf um die Weiterentwicklung von KI stattgefunden hat, fehlen allgemeingültige Regulierungen. Doch diese wären dringend geboten und sollten in aller Härte durchgesetzt werden. Jetzt sofort.

Künstliche Intelligenz: Sofort handeln, regulieren und kontrollieren

Da die KI-Systeme dem Menschen immer mehr Konkurrenz machen Entscheide selbst zu fällen (Beispiel Ukraine-Krieg), sowie in verschiedensten Bereichen unsere Fähigkeiten bereits überholen, müsse die Frage nach der Zulassung solcher KI gestellt werden. Zudem tragen KI-Systeme dazu bei, unsere Informationskanäle mit Propaganda und Fake News zu überfluteten. Abgeklärt gehört auch, ob alle denkbaren Arbeitsstellen automatisiert und riskiert werden dürfen und ob, wie von Pessimisten an die Wand gemalt, die Kontrolle über unsere Zivilisation gar verloren gehen könnte?

Die Unterzeichnenden sind sich einig, dass solche Entwicklungen reguliert gehören und von den Techunternehmen nur in Bezug auf das enorme wirtschaftliche Potential überlassen werden dürfen. Leistungsstarke KI-Systeme sollten erst dann weiterentwickelt werden dürfen, wenn sichergestellt sei, dass ihre Wirkung positiv und ihre Risiken überschaubar seien.

Alle KI-Labore wurden deshalb im weltweit beachteten Brief aufgefordert, die Programmierung von KI-Systemen, die leistungsstärker als GPT-4 sind, unverzüglich für sechs Monate auszusetzen. Die Pause sollte öffentlich überprüfbar sein. Doch von wem? Wo solche Pausen nicht schnell erlassen werden könnten, sollten die Regierungen mit einem Moratorium eingreifen. Italien hat diese Form von KI bereits vorläufig verboten. Als Grund führt das Land an, dass «die Privatsphäre nicht respektiert würde». Das dazu nötige Gesetz war gerade vorhanden, passend interpretiert und somit ein willkommener Vorwand für den wichtigen Regierungsentscheid.

Staatliche Regulierung nötig? Italien sagt ja und handelt

Eine staatliche Regulierung sei unausweichlich. Darin ist enthalten: neue und leistungsfähige Regulierungsbehörden für KI; Überwachung hochleistungsfähiger KI-Systeme mit grosser Rechenkapazität; Herkunfts- und Wasserzeichensysteme, um echt von unecht zu unterscheiden; ein robustes Audit- und Zertifizierungs-Ökosystem; Haftung für von KI-verursachte Schäden; sowie eine solide öffentliche Finanzierung der technischen KI-Sicherheitsforschung.

Seit ChatGPT-Erschaffer Sam Altman plant, die Augen aller Menschen scannen zu wollen, sind noch mehr Menschen rund um den Erdball alarmiert. Sein ChatGPT kann bereits nicht nur einfache Fragen beantworten und Texte schreiben, auf einfache Anfrage liefert es auch detaillierte Anleitungen für die Planung eines Weltuntergangs. Wer die Vorschläge liest, erschrickt über die realistischen Analysen und Vorschläge.

Es geht hier nicht mehr um hilfreiche Software, die Versicherungen, Broker*innen, Buchhalter*innen die Arbeit erleichtert. Entsprechend reagiert die breite Öffentlichkeit erstaunt und belustigt über das Programm Dall-E2. Es kann auf Kommando Fake-Bilder kreieren, die von echten Fotos nicht mehr zu unterscheiden sind. Und mittels Whisper hat das Start-up eine Technologie entwickelt, das Audio-Aufnahmen in fast hundert Sprachen zu Text umwandeln kann. Doch die Entwicklung geht, wie bereits aufgezeigt, längst viel weiter. Und traurige Tatsache ist, dass Verbote, selbst auf UNO-Ebene, die Menschheit an der weiteren Forschung nicht hindern können.

Wie schrieb einst Nobelpreisträger Albert Einstein: «Ich war durch meine Forschung massgeblich an der Entwicklung der Atombombe beteiligt und riet US-Präsident Roosevelt sogar dazu, die Entwicklung möglichst schnell voranzutreiben. Seit ich mir bewusst bin, welche Folgen dies haben würde, bereue ich meine Mitschuld zutiefst. Es war der grösste Fehler meines Lebens».

Binci Heeb

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