Daten, Diagnosen, Durchbrüche – Wie KI das Gesundheitswesen revolutioniert

14 April, 2025 | Aktuell Nicht kategorisiert
Daten, Diagnosen, Durchbrüche – Wie KI das Gesundheitswesen revolutioniert. Arzt und Moderator Dr. Florian Unteregger wie gewohnt locker, präzise und charmant.
Daten, Diagnosen, Durchbrüche – Wie KI das Gesundheitswesen revolutioniert. Arzt und Moderator Dr. Florian Unteregger wie gewohnt locker, präzise und charmant.

In Basel trafen sich am 7. April Visionäre, Forschende und Entscheidende, um die Zukunft des Gesundheitswesens neu zu denken. Zentrales Thema: Wie künstliche Intelligenz (KI) und datenbasierte Systeme die Medizin effizienter und präziser machen können – und wo die Herausforderungen dabei liegen. Der Arzt und Comedian Dr. Fabian Unteregger leitete charmant und kompetent durch den Tag.

Die FutureHealth Basel-Konferenz 2025 zeigte: Basel hat sich in den vergangenen Jahren vom Pharma-Zentrum zur europäischen Drehscheibe für datengetriebene Gesundheitsinnovationen entwickelt. Startups, Pharmaunternehmen, Universitäten und digitale Dienstleister bündeln hier ihre Kräfte. Ziel ist es, Patientendaten anonymisiert, standardisiert und strukturiert verfügbar zu machen – als Grundlage für eine bessere Versorgung, Forschung und Prävention. «Daten sind das Rückgrat einer modernen Gesundheitsversorgung» nennt es Martin Dätwyler, Direktor der Handelskammer beider Basel.

Der Direktor der Handelskammer beider Basel, Martin Dätwyler, (re.) hielt unter anderem ein Grusswort.

Die Plattformen dafür entstehen bereits: Digitale Zwillinge von Patienten, die Krankheitsverläufe simulieren, ermöglichen individualisierte Therapien – schneller als je zuvor. Solche Entwicklungen wären ohne den Datenaustausch zwischen Klinik, Forschung und Industrie kaum möglich.

Von der Angst zur Effizienz

Ob Post-Covid-Syndrome, psychische Belastungen durch Dauerkrisen oder chronische Krankheiten – die Belastung der Gesundheitssysteme steigt kontinuierlich. KI kann dabei helfen, systematisch Entlastung zu schaffen. Besonders in der Früherkennung und Prävention liegen grosse Potenziale. Systeme, die Abweichungen im Verhalten, Schlafmuster oder Blutwerten erkennen, könnten künftig als Frühwarnsystem dienen. Dies gilt für Ärztinnen und Ärzte ebenso wie für Patientinnen und Patienten. Dr. Titus Brinker, Leiter der Abteilung Digitale Prävention, Diagnostik & Therapiesteuerung am Deutschen Krebsforschungszentrum sagte: «KI ersetzt keine Ärztinnen und Ärzte, sie ergänzt sie – vor allem dort, wo es schnell und präzise sein muss.»

PD Dr. Titus Brinker, Facharzt für Dermatologie und Leiter der Abteilung Digitale Prävention, Diagnostik & Krebstherapiesteuerung am Deutschen Krebsforschungszentrum sprach zum Thema: «Länger leben mit künstlicher Intelligenz».

Dabei geht es nicht nur um Effizienzgewinne. Auch die emotionale Entlastung des medizinischen Personals ist ein Argument. In einer Welt voller Daten wird der Mensch zur interpretierenden Instanz – nicht zum reinen Diagnostiker.

Prävention neu gedacht

Ein Beispiel für eine smarte und lebensnahe Anwendung wurde in Basel ebenfalls präsentiert: Eine App simuliert die eigene Hautalterung durch UV-Strahlung – je nach Sonnenverhalten, Region und Schutzfaktor. Das Ergebnis: Sichtbare, personalisierte Konsequenzen, die zu echtem Verhaltenswandel führen. Besonders bei Jugendlichen wirkt die Visualisierung stärker als jede Kampagne. Prävention wird damit nicht nur greifbar, sondern aktiv gestaltbar.

Ein Ökosystem für Gesundheit

Die Stärke der Region Basel liegt nicht nur in ihrer wirtschaftlichen Schlagkraft, sondern in ihrer Fähigkeit zur Vernetzung. Hier treffen Wissenschaft, Industrie und öffentliche Akteure aufeinander – und schaffen Synergien. Die Future Health-Konferenz fungiert dabei als Impulsgeber und Katalysator. Neue Projekte wie «Health Data Space Switzerland» zeigen, dass die Schweiz auf dem besten Weg ist, eine führende Gesundheitsdaten-Infrastruktur aufzubauen. Das Ziel: Eine lernende Gesundheitsversorgung, in der Erkenntnisse aus einem Fall sofort zum Nutzen vieler werden.

Über die Herausforderungen und Lösungen im Schweizer Gesundheitssystem sprachen v.l.n.r.: Christoph Mäder, Economiesuisse, Dr. Lukas Engelberger, Regierungsrat und Vorsteher Gesundheitsdepartement Basel-Stadt und Dr. Katharina Gasser, General Manager Roche Pharma Schweiz mit Dr. Fabian Unteregger.
Digitalisierung mit Skepsis – und Hoffnung

Gleichzeitig zeigt sich ein Spannungsfeld: Viele Menschen geben bereitwillig Gesundheitsdaten an Smartwatches, Fitness-Apps und Tech-Konzerne weiter – verweigern aber die Freigabe für die medizinische Forschung. Diese Paradoxie hat mit fehlendem Vertrauen, aber auch mit mangelnder Transparenz zu tun. Die Debatte um Datensouveränität wird deshalb zur zentralen Frage digitaler Medizin. Ein Vorschlag aus dem Publikum: ein Gesundheitsdaten-Treuhandmodell, das die Interessen der Bürger verwaltet, statt sie der Marktlogik zu überlassen.

Künstliche Intelligenz im Klinikalltag

Neben Forschung und Prävention hält KI auch Einzug in den Alltag der Kliniken. Systeme analysieren Laborwerte in Echtzeit, erstellen Risikoprofile und unterstützen die Ärzteschaft bei der Entscheidung über Therapieoptionen. Besonders in der Onkologie, der Notfallmedizin oder der Radiologie zeigen Studien bereits heute eine signifikante Verbesserung der Diagnosequalität.

So wird in Zürich derzeit ein KI-System getestet, das Schlaganfälle auf Basis von Sprachverzögerung und Gesichtssymmetrie binnen Sekunden erkennt und dabei schneller ist als jedes Notfallteam.

Herausforderungen und ethische Fragen

Trotz des technologischen Fortschritts bleiben viele Fragen offen: Wer darf Gesundheitsdaten wie nutzen? Wie lassen sich algorithmische Verzerrungen verhindern? Und wie sichert man den Zugang zu Innovationen für alle Bevölkerungsschichten?

Auch die Aus- und Weiterbildung wird sich ändern müssen. Medizinische Fachpersonen benötigen künftig nicht nur medizinische, sondern auch digitale Kompetenz. Denn nur wer Algorithmen versteht, kann sie hinterfragen – und verantwortlich einsetzen. «Technologische Entwicklung ohne ethischen Rahmen führt in die Irre. Wir brauchen beides – Innovation und Integrität» wurde in einer Paneldiskussion der FutureHealth gesagt.

Die Medizin denkt digital – jetzt braucht sie Struktur

Die Vision einer datenbasierten, präzisen und vorausschauenden Medizin ist längst mehr als eine Zukunftsvision. Basel zeigt, dass die Umsetzung greifbar ist – wenn Technologie, Ethik und Vertrauen zusammenspielen.

Ob künstliche Intelligenz, personalisierte Therapien oder intelligente Prävention: Die Medizin der Zukunft beginnt mit Daten. Aber sie endet – wie immer – beim Menschen.

Binci Heeb

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