CES Las Vegas 2025: Blick in die Zukunft, Treten vor Ort oder im Westen nichts Neues?
14. Januar 2025 | Aktuell AllgemeinCES (Consumer Electronics Show) nennt sich die weltweit grösste Fachmesse für «Unterhaltungselektronik». Der seit der Gründung Ende des letzten Jahrhunderts hartnäckig überlebende Name hat sich allerdings längst selbst überholt. Die Veranstaltung ist zur reinen Tech-Messe der digitalen Welt mutiert. Sie gilt, oder vielmehr galt, bis zum ihrem diesjährigen Start am 7. Januar unter dem geladenen Fachpublikums sowie akkreditierten Medienvertretern als exklusivstes Mekka für einen Blick in die KI-Zukunft und deren Anwendung.
Zahlreiche Unternehmen präsentierten Produkte mit angeblichen KI-Funktionen, zu oft jedoch ohne klaren praktischen Nutzen. Dies führte zu Verwirrung und Frustration bei den Besuchern, die den Eindruck hatten, dass der Begriff «KI» hauptsächlich als Marketingstrategie genutzt wurde. In vielen Fällen stellte sich heraus, dass was als «autonomer» Roboter angepriesen wurde, stark auf vorprogrammierte Anweisungen oder menschliche Steuerung hinter den Kulissen angewiesen waren. Kritiker bezeichneten dies als «KI-Hype ohne Substanz».
Chance vertan?
130’000 Gäste aus der ganzen Welt reisten mit Laptop, Sneakers und grossen Erwartungen in die Wüstenstadt. «Jeder wird über KI reden», versprach Carolina Milanesi, Analystin bei Creative Strategies bereits am Vorabend der Eröffnung. Auch Technologien rund um das Auto werden immer wichtiger. «Die CES ist jetzt schon länger eine Automobilmesse und in diesem Jahr wird es noch mehr so sein», sagt der Analyst Avi Greengart.
Doch weit gefehlt. Wichtige Automobilhersteller wie Mercedes-Benz, Audi und Volkswagen, die in der Vergangenheit mit spektakulären Auftritten präsent waren, verzichteten dieses Jahr auf bedeutende Präsentationen. E-Autonews urteilte: «Die Autoindustrie ist auf dem wichtigsten Tech-Event des Jahres diesmal nur Nebendarsteller. Grosse Neuerungen finden eher im Kleinen statt. Die Autoindustrie war auf dem wichtigsten Tech-Event des Jahres auch diesmal nur Nebendarsteller.»
Angsthasen oder Geheimniskrämer
Doch nicht nur Hersteller von hochgerüsteten Fahrzeugen fehlten. Selbs Branchenführer der Technologiebranche, wie Samsung und Microsoft, reduzierten ihre Präsenz auf der CES 2025 oder nahmen gar nicht teil. Die Gründe für das Fernbleiben dieser Unternehmen sind vielfältig. Immer öfter bevorzugen sie es, ihre Produktneuheiten auf eigenen Events zu präsentieren, um mehr Kontrolle über die Inszenierung zu haben und direkte Aufmerksamkeit zu erhalten. Zudem ermöglicht die Digitalisierung eine Vorstellung neuer Produkte über Online-Plattformen, wodurch die Notwendigkeit einer physischen Messepräsenz abnimmt.
Doch hinter vorgehaltener Hand erklären viele Soft- und Hardwareingenieure, man sei heute noch immer weit von der angezielten Marktlösung entfernt. Andere wiederum fürchten den Blick der Konkurrenz über den Zaun.
CES und Versicherungsbranche: KI = Kein Interesse?
Spezifische Anwendungen von KI im Versicherungssektor standen auf der CES 2025 definitiv nicht im Vordergrund obwohl der Trend zur Integration unverkennbar war. In Referaten wurde betont, dass KI-Technologien bieten Versicherungsunternehmen vielfältige Möglichkeiten. Von der Risikobewertung über die Schadensbearbeitung bis hin zur Verbesserung des Kundenservice. Das weiss die Branche schon seit einigen Jahren. Erwartete neue, revolutionäre Software zu diesem Thema wurden denn auch andiskutiert, konkret jedoch keine gezeigt.
Schade, denn zunehmende Präsenz von KI auf anderen Veranstaltungen als der CES unterstreicht die Bedeutung dieser Technologie für die Zukunft. Es ist zu erwarten, dass Versicherungsunternehmen verstärkt in KI investieren werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben und ihren Kunden innovative Lösungen anzubieten. (Dies wurde wenigstens betont.)
Rar aber beachtenswert, die CES Highlights
Einen wirklich fairen Gang durch die Tech- Messe kann und möchte der Kritiker nicht anbieten. Die verschiedensten Medien erschlagen sich dieser Tage geradezu mit eigenen, offenbar sensationellen, Entdeckungen. Dem Trägerhalsband für Kūhe zum Beispiel, das Puls und Temperatur des Hornviehs überträgt.
Doch zumindest ein Auftritt muss einfach speziell positiv hervorgehoben werden. In Las Vegas präsentierte Nvidia-CEO Jen-Hsun «Jensen» Huang den neuen Mini-KI-Supercomputer «Projekt Digits». Er betonte, dass dieser so klein sei, dass er auf jeden Schreibtisch passe, und versprach, auf dem Gerät können jetzt leistungsstarke KI-Modelle lokal laufen, wodurch die eigenen Daten nicht an externe Server gesendet werden müssen. «The brokernews» sieht darin einen bedeutenden Schritt zur Sicherheit und Entwicklung von Nutzern auch im Umfeld der Versicherungsbranche.
Soweit das Auge (noch) reicht
Natürlich standen beim Rundgang durch die Tech-Messe auch dieses Jahr wieder zahlreiche Fernsehempfänger und Spielekonsolen im Weg. Mit Auflösungen welche das menschliche Auge nie erreichen wird. Weshalb also ?
Samsung stellte den Neo QLED 8K (QN990F) vor, der durch die Wireless One Connect Box 8K-Bilder kabellos überträgt. Doch Achtung: kabellos ist nur der Weg vom eigentlichen Gerät zum Bildschirm und der muss immer mal wieder eine feste Ladeverbindung zum Monitor erhalten. Dann präsentierte Samsung den Frame Pro mit Micro-LED-Technologie, der den ausgeschalteten TV-Bildschirm in ein Kunstmuseum verwandelt.
Hisense zeigt auf der CES 2025 seine Vision einer KI-gesteuerten Zukunft mit dem neuen TriChroma LED-Fernseher und einem 136-Zoll-MicroLED-Display. Das Unternehmen betonte sein Engagement, Technologie intuitiver und effektiver zu gestalten, und hob die firmeneigene Hi-View AI Engine hervor, die Echtzeit-Optimierungen für Bild- und Tonqualität ermöglicht.
Auch LG stellte neue Fernsehgeräte sowie Konsolen vor die (Zitat): «noch bessere Bildqualität bringen sollen».
Versprochene Unterhaltung: wer sucht der findet
Eines muss man der jüngsten CES lassen: in einigen Ecken wurde die Unterhaltungsmesse ihrem Namen noch immer gerecht. «Land Aircraft Carrier» zeigte ein modulares, ausschliesslichen für China vorgesehenes Flugauto mit einem faltbaren, Drohnen ähnlichen eVTOL (electric Vertical Take-Off and Landing) Hubschrauber, der aus dem Kofferraum des Fahrzeugs ausgefahren und von überall gestartet werden kann. Vielleicht nicht unbedingt in der Tiefgarage, 300’000 Dollar würden sich buchstäblich in Luft auflösen.
Die Firma Wonder zeigte pünktlich zur Messe eine Pflanzen- und Gartenkamera. Man kann sie im Garten platzieren und dem Gewächs beim Wachsen zuschauen. Mindestens so spannend wie öffentlich rechtliche Sender.
Das mit Abstand Sinn stiftendste Produkt der diesjährigen CES nennt sich Kirin Electric Salt Spoon. Ein Löffel, der mit Strom Salzgeschmack simuliert. Gerüchte über eine Aromat-Variante für die Schweiz wurden nicht bestätigt.
Wer sich für Dinge wie automatische Robotsauger interessiert, die bei ihrer Fahrt im trauten Heim nicht nur Staub aufnehmen, sondern mit Greifarm auch gleich verstreute Socken, Unterwäsche oder Schuhe festhalten und brav ins Körbchen bringen, sollte am 6. Januar 2026 wieder pünktlich zur nächsten CES in der Mojave-Wüste eintreffen.
Die, die der eigenen, statt künstlicher Intelligenz vertrauen, dürften sich die lange Anreise sparen. Ausser sie haben das passende Fluggerät in ihrem Kofferraum.
«Der etwas andere Blick» von Markus Baumann
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