Hazoloh: Jüdische Ambulanz in der Schweiz

23. Juli 2024 | Aktuell Allgemein
Hazoloh paramedics in front of the ambulance.
Hazoloh-Sanitäter vor der Ambulanz.

1987 gründete eine Amerikanerin in Zürich nach New Yorker Vorbild eine gemeinnützige jüdische Ambulanz. Der Grund war, dass der städtische Rettungsdienst zu lange zu Unfallstellen oder kranken Patienten benötigte. Der Name Hazoloh bedeutet Rettung auf Hebräisch. Dahinter steht eine weltweite Organisation, deren Dachorganisation sich mit über 1000 freiwilligen Mitarbeitenden in New York befindet und die ehrenamtlich und freiwillig Leben rettet.

Von 1906 bis 1953 existierte das Israelitische Spital in Basel, noch heute gibt es in den Regionen Aargau, Basel, Genf und Zürich/Winterthur diverse jüdische Alters- und Pflegeheime. Aber wussten Sie, dass es in Zürich auch eine jüdische Ambulanz gibt?

Wer in der Schweiz einen medizinischen Notfall hat, ruft die 144 an und die Notrufzentrale alarmiert den für den Standort des Patienten zuständigen Rettungsdienst. Aus Kostengründen fährt kein Arzt mit, er wird jedoch bei schweren Beschwerden mitaufgeboten. Neben den öffentlich-rechtlich organisierten Rettungsdiensten existieren auch private, meist gewinnorientierte Unternehmen. Eine Ausnahme bildet der über Spenden finanzierte Verein Hazoloh, dem einzigen konfessionellen Rettungsdienst der Schweiz.

Weshalb eine jüdische Ambulanz?

Zwischen jüdischer und städtischer Ambulanz gibt es im Grunde keine Unterschiede. In Zürich leben ungefähr 6000 Juden, ein Drittel von ihnen sind orthodox. Für diese bietet Hazoloh einige Vorteile, denn unter den 2000 orthodoxen Juden sind solche, die nur oder fast nur Jiddisch oder Hebräisch sprechen. Auch kennen die Sanitäter die religiösen Gefühle der Patienten und wissen, was es zu beachten gilt. So ist bei einem Unfall mit Todesfolge die Kleidung des Verunfallten wichtig, da sie für die Beerdigung benötigt wird.

Die Anfänge von Hazoloh

In den ersten zehn Jahren ihres Bestehens hatte die Hazoloh keinen eigenen Rettungswagen, sondern nur mit Blaulicht und Signal ausgestattete Privatfahrzeuge. Die Ausrüstung der Rettungssanitäter war vom Interverband für Rettungswesen IVR anerkannt. Nicht alles lief in den ersten Jahren rund, ein jahrelanger Machtkampf zwischen der städtischen Sanität und der Hazaloh spielte sich ab, bis sich ein friedliches Miteinander abzeichnete. Heute besitzt die Hazoloh einen eigenen, perfekt ausgerüsteten Rettungswagen.

Die Hazoloh arbeitet nach dem First Responder Prinzip, was bedeutet, dass ausser dem Rettungswagen, der immer alarmiert wird, zusätzlich zwei Rettungssanitäter direkt zur Einsatzstelle fahren. Bei Bedarf können auch Paramedics und Notärzte hinzugezogen werden. Da zunächst nicht die Rettungsdienst-Basis angesteuert werden muss, können die Ersthelfer schneller vor Ort sein und bei akuten Herzproblemen oder ähnlichen Leiden schneller eingreifen.

Die Rettungssanitäter sind mit dem Motorroller unterwegs.

Wozu dient die Ambulanz?

Die Hazoloh ist für primäre Notfalleinsätze gedacht. Normale Krankentransporte können nicht ausgeführt werden. Für ältere oder alleinstehende Personen kann auf Wunsch ein Telealarm installiert werden. Die Personen, die ein solches Alarmsystem besitzen, übergeben Hazoloh einen Schlüssel zu ihrer Wohnung, damit bei einem Notruf ein Mitarbeiter eine etwaige verschlossene Tür des Patienten öffnen kann.

Auf Spenden angewiesen

Im Januar 1998 erhielt die Hazoloh eine grosszügige Spende in Form einer eigenen Funkanlage von einer Familie im Andenken an ihren verstorbenen Vater. Dadurch können alle Sanitäter einen Notruf auf ihren Funkgeräten, welche sie 24 Stunden auf sich tragen, empfangen. Nach der Durchsage eilen die zwei Rettungssanitäter, die sich am nächsten zum Patienten befinden, an den Einsatzort. Ein zusätzlicher Mann fährt den Rettungswagen an den Bestimmungsort.

Da Hazoloh weltweit, also auch in Zürich, ehrenamtlich arbeitet, verdienen die Mitarbeitenden kein Geld. Auch die Patienten erhalten keine Rechnung. Um sich durch Spenden finanzieren zu können, verschickt der Verein jährlich eine grosse Sammelkampagne.

Schliesslich sei bemerkt, dass Hazoloh jedem hilft, der Hilfe braucht, egal aus welchem Kultur- oder Religionskreis der Hilfesuchende stammt.

BK

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