Drei Jahre erfolgreiche Partnerschaft: alabus und ASSEPRO im Fokus

29 August, 2024 | Aktuell Allgemein Interviews
Jon Samuel Plotke, CEO ASSEPRO und Uwe Störrlein, Gründer und CEO alabus: Die Weiterentwicklung der alabus-Sortware soll den Bedürfnissen der Broker entsprechen.
Jon Samuel Plotke, CEO ASSEPRO und Uwe Störrlein, Gründer und CEO alabus: Die Weiterentwicklung der alabus-Software soll den Bedürfnissen der Broker entsprechen.

ASSEPRO evaluierte 2017/2018 verschiedene Brokersoftware-Produkte und entschied sich schlussendlich für die Insurance Broker Solution (IBS) von alabus. Wichtigstes Kriterium war das Potential der Software und deren Weiterentwicklungsmöglichkeiten.

thebroker spricht mit Jon Samuel Plotke, seit 3 Jahren CEO der ASSEPRO und Uwe Störrlein, Gründer und seit 26 Jahren CEO des Softwareentwicklers alabus.

Uwe Störrlein (US), weshalb verkauften Sie 2021 Ihr Unternehmen an ASSEPRO?

Ich bin mir bewusst, dass ich mit meinem Jahrgang 1962 ein Auslaufmodell bin. Als ISO-zertifiziertes Unternehmen war es uns wichtig, die Nachfolgeregelung frühzeitig in Angriff zu nehmen. Da jedoch niemand innerhalb des Unternehmens alabus übernehmen wollte, war der Verkauf an ASSEPRO im Jahr 2021 Teil dieser Nachfolgeregelung.

Weshalb verkauften Sie alabus an einen Broker und nicht an ein Unternehmen aus Ihrer Branche?

Da alabus branchenspezifische Software entwickelt, besteht bei einem Verkauf an einen reinen Technologielieferanten der wesentliche Nachteil, dass es diesem oft an dem notwendigen Branchenwissen mangelt. Deshalb haben wir intensiv darüber nachgedacht, was für die Zukunft der branchenspezifischen Software von alabus entscheidender wäre: Branchen-Know-how oder technologische Expertise? Letzteres ist bei alabus bereits vorhanden, während es deutlich schwieriger ist, spezialisiertes Branchen-Know-how zu finden. Daher erfolgte der Verkauf an ein Unternehmen, welches über Branchen-Know-how verfügt.

Warum war der Kauf des Softwareentwicklers alabus für ASSEPRO so interessant?

Jon Samuel Plotke (JSP): ASSEPRO wurde 2006 gegründet. In den Jahren 2017/2018 führten wir eine umfassende Evaluierung verschiedener Software-Produkte durch und entschieden uns schliesslich für die Insurance Broker Solution (IBS) von alabus. Die Weiterentwicklung dieser Software ist für uns von zentraler Bedeutung, und die Nichtweiterführung der Entwicklung aufgrund eines Verkaufs von alabus an ein Unternehmen, das kein Interesse am Brokermarkt hat, war für uns ein Risiko, welches wir nicht eingehen wollten. Als sich die Gelegenheit ergab, alabus zu erwerben, nutzten wir daher die Chance, um so die Weiterentwicklung der Software sicherzustellen und diese aktiv mitzugestalten.

Gibt es andere Unternehmen, die eine eigene Software besitzen?

JSP: Ja, ein Beispiel: Bevor swissbroke zur ASSEPRO fusioniert wurde, nutzte das Unternehmen die Software ASSSOFT von Omegasoft, welche ebenfalls einem Gründer der swissbroke gehörte. In der Zwischenzeit erwarb Neutrass dieses Softwareunternehmen und trieb die Weiterentwicklung der Software voran.

Wie sind Ihre Erfahrungen bezüglich der Zusammenarbeit in den letzten drei Jahren?

US: alabus gehörte nie nur mir allein, sondern es gab immer mehrere Beteiligte. Unsere Vorstellungen gingen teilweise auseinander und Kompromisse mussten gefunden werden. Dies hat sich auch heute nicht geändert. Die grösste Herausforderung besteht im Tempo. Als Softwarehersteller sind wir gezwungen, uns alle drei Jahre neu zu erfinden. In einem grösseren Unternehmen wie ASSEPRO ist das jedoch nicht in gleichem Masse möglich. Dadurch ist der Innovationswille ungewollt eher zurückhaltend. Hier müssen wir manchmal einen Spagat machen.

ASSEPRO wurde Anfang November 2023 an Ardonagh verkauft. Hat dieser Verkauf Auswirkungen auf die Zusammenarbeit zwischen ASSEPRO und alabus?

JSP: Kurz- und mittelfristig ist dies unwahrscheinlich, da Ardonagh ihren Tochtergesellschaften ein hohes Mass an Eigenständigkeit gewährt. Wir können unser Brokergeschäft weiterhin fortführen. Natürlich sind wir offen für Best-Practice-Ideen, die wir gerne aus der Ardonagh-Gruppe übernehmen. Aufgrund der stark unterschiedlichen IT-Systeme in den verschiedenen Ländern sehen wir keine Notwendigkeit für eine Vereinheitlichung und setzen daher weiterhin intensiv auf die Zusammenarbeit mit alabus.

Es heisst, dass die Digitalisierung bei den Brokern eher langsam läuft. Wäre es nicht wichtig, mit der Innovation Schritt zu halten?

JSP: Ich teile die Ansicht nicht, dass Versicherungsbroker bei der Digitalisierung hinterherhinken. Wir befinden uns in einer zentralen Position zwischen Versicherern und Kunden, die bestimmte digitale Erwartungen haben. Was der gesamten Branche jedoch grosse Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass viele Versicherungsgesellschaften in der Digitalisierung sehr unterschiedlich weit fortgeschritten sind. In vielen Bereichen wären Broker bereits einen Schritt weiter, doch können wir das, was die Versicherer nicht digitalisieren, nicht vollständig kompensieren. ASSEPRO liest beispielsweise einen Teil der Rechnungen ein, um diese zu digitalisieren, um damit dem Wunsch unserer Kunden nachzukommen, Rechnungen nur noch elektronisch im PDF-Format zu erhalten. Die Versicherungswirtschaft ist leider zu oft noch eine digitale Wüste, was uns die Arbeit manchmal erheblich erschwert.

Weshalb befindet sich alabus nicht auf der Webseite von ASSEPRO?

JSP: Was ASSEPRO und alabus unterschätzt haben, ist die Aussenwirkung, die der Kauf auf andere Broker hat. Alabus betreut auch einige unserer Mitbewerber als Kunden. Von Anfang an war es uns wichtig zu betonen, dass alabus zwar Teil von ASSEPRO ist, aber eine «Chinese Wall» existiert. Das Geschäftsmodell von alabus funktioniert nur dann, wenn sie weiterhin auch für andere Broker arbeiten können. Das bedeutet, dass unsere Mitbewerber keine Angst haben müssen, dass ihre Daten von ASSEPRO genutzt werden. Wir möchten klarstellen, dass alabus zwar mehr als nur ein finanzielles Investment für uns ist, aber dennoch weitgehend unabhängig operiert – mit eigenem Brand, eigenem Auftritt und eigenem IT-System. So bleibt alabus auch ein verlässlicher Partner für unsere Mitbewerber.

Und warum steht nirgends ASSEPRO auf der alabus-Webseite?

US: Das haben wir mit der Kommunikationsabteilung von ASSEPRO so abgestimmt. Da wir mit grösseren Brokergesellschaften zusammenarbeiten, kommt oft als zweite Frage auf, wer hinter alabus steht und wie die Zukunft des Unternehmens gestaltet wird.

Besteht die Absicht, noch weitere Unternehmen wie alabus zu erwerben?

JSP: ASSEPRO strebt kein Wachstum im technologischen Bereich an. Die Betrachtung der Insurtechs in der Schweiz zeigt, dass viele von ihnen einen anspruchsvollen Weg hinter sich oder noch vor sich haben. Wir sind jedoch offen für qualitativ hochwertige und ausgereifte Lösungen, die zu unserem Geschäftskonzept passen.

Welche Chancen und Herausforderungen ergaben sich bisher aus dem Verkauf an ASSEPRO?

US: Ein bereits angesprochenes Thema ist die Herausforderung, dass viele Broker das Glas eher als halbleer als halbvoll sehen und die Befürchtung besteht, dass unsere Muttergesellschaft möglicherweise ihre Kunden abwerben könnte. Diese Sorge, erscheint uns als eine unbegründete Annahme. Daher haben wir unsere Ausrichtung angepasst und uns verstärkt auf das Inhouse-Brokerage-Umfeld konzentriert, insbesondere im Bereich internationaler Kunden.

JSP: Ich bin überzeugt, dass alle davon profitieren werden, von anderen Brokern Inputs zu weiteren technologischen Innovationen zu erhalten, die alabus im IT-Bereich weiterbringen können. Da mittelgrosse Unternehmen zunehmend seltener werden, schrumpft dieses Kundensegment für alabus. Daher stellen Inhouse-Broker eine attraktive Alternative für den Technologiedienstleister dar. Es ist uns wichtig, dass alabus nicht zum Inhouse-IT-Unternehmen von ASSEPRO wird.

Wer sind die Konkurrenten von alabus?

US: Heute gibt es vier Mitbewerber am Markt. Diese sind: BayoWMCwinVS und bis zu einem gewissen Grad FIVE. Dann sind da die Software-Lösungen, die von anderen Brokern aufgekauft wurden. Im Kleinbroker-Umfeld teilen sich Bayo und WMC die Kunden. Die Weiterentwicklungen im Brokerumfeld sind eher marginal oder gar nicht vorhanden. alabus verfügt über viele Funktionen, die kleine Broker nicht benötigen und so hat jeder von uns seinen eigenen Markt.

Dank ASSEPRO gehört alabus, gemessen am Prämienvolumen, zu den führenden Anbietern im Markt. Im Vergleich dazu gehört alabus bei der Anzahl der Kunden eher zu den Nischenanbietern. Bayo und WMC haben jeweils etwa 25 Prozent Marktanteil, während winVS noch immer etwa 30-35 Prozent hält. Wie sich die Zukunft entwickeln wird, ist derzeit schwer abzuschätzen.

JSP: Im Vergleich zu anderen Ländern weist die Schweiz eine Vielzahl von Software-Angeboten auf. Wenn man den Kreis um Sobrado, Brokerbusiness und weitere Anbieter erweitert, entsteht der Eindruck, dass die Softwarelandschaft hierzulande sehr zersplittert ist. In Deutschland und Österreich hingegen ist der Markt deutlich konzentrierter. Im Brokermarkt bleibt Excel nach wie vor die wichtigste Softwarelösung.

Wie nutzt ASSEPRO die Software und welche weiteren Entwicklungen wünscht sich ASSEPRO für die Software von alabus?

JSP: alabus IBS ist unser zentrales System für die Verwaltung von Kunden-, Policen- und Rechnungsdaten und bildet das Herzstück unserer Software und unseres Unternehmens. Alle Transaktionen und Änderungen bei Kunden laufen über IBS. Besonders wichtig ist, dass es sich um ein sehr stabiles System handelt. Alle Broker verfügen über eine beträchtliche Menge an Daten. Das grösste Hindernis für deren Nutzung liegt jedoch in der Qualität und dem Grad der Digitalisierung dieser Daten. Der Aufwand, um alle vorhandenen Kundendaten im PDF-Format in nutzbare digitale Daten umzuwandeln, ist erheblich. Daher ist mein Wunsch an alabus, bei der Weiterentwicklung der Software sicherzustellen, dass die Digitalisierung aller erforderlichen Daten schneller und einfacher erfolgt.

US: Als Softwarehersteller stehen wir ständig vor der Aufgabe, Kundenanforderungen sorgfältig zu bewerten, um zu entscheiden, ob sie auf einem vorübergehenden Trend basieren oder langfristigen Nutzen bieten. Die letzten 35 Jahre in der IT-Branche zeigen, dass dieses Verhältnis etwa 50:50 ist. Unsere Herausforderung besteht darin, diese Unterscheidung präzise zu treffen. Derzeit befinden wir uns in einer Phase, in der unklar ist, ob der aktuelle Trend – insbesondere im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) – mehr Nutzen oder zusätzliche Kosten mit sich bringt. In jedem Fall profitieren sowohl wir als auch unsere Kunden davon, dass ASSEPRO einen Teil der Weiterentwicklungskosten übernimmt, was letztlich allen Nutzern unserer Software zugutekommt.

Gibt es bei ASSEPRO Richtlinien für die Verwendung von KI am Arbeitsplatz?

JSP: Selbstverständlich haben wir Datenschutzgrundsätze implementiert. Dazu haben wir Schulungen für unsere Mitarbeitenden durchgeführt sowie zu deren Unterstützung ein Merkblatt erstellt. Wir sind uns der rechtlichen Aspekte bewusst und ergreifen proaktive Massnahmen, um die Daten unserer Kunden und unserer Mitarbeiter zu schützen. Auch unsere Mitarbeitenden legen grossen Wert darauf, sich stets rechtskonform zu verhalten.

Welches sind die wichtigsten Produkte von alabus und wie sieht deren Weiterentwicklung aus?

US: Wir sind die einzigen in der Schweiz, die ein Standardprodukt für Broker und Versicherer sowie ein Produkt anbieten, das beide Parteien miteinander verbindet. Bei den Versicherern umfasst unser Angebot Sach- und Unfallversicherungen. Für die Broker können wir jede Art von Police, einschliesslich Spezialitäten wie Lebensversicherungen, sowohl national als auch international abbilden. Dies verschafft uns technologisch gesehen den umfassendsten Überblick über die Versicherungslandschaft in der Schweiz.

Welche Verbesserungen brachte der alabus IBS-Release 7.19 vom April dieses Jahres?

US: Bei der Veröffentlichung von Releases legen wir stets Wert auf gezielte Schwerpunkte. Im letzten Release der IBS-Version 7.19 wurde der Fokus auf die Weiterentwicklung des Vertriebsprozesses gelegt. Gleichzeitig besteht neu die Möglichkeit, die Ablage von PDFs, Office-Dokumente oder E-Mails vereinheitlicht und KI unterstützt abzulegen und zu klassieren.

Per 1. März 2024 hat alabus sein Rechenzentrum auf den neusten Stand gebracht. Was bedeutet das?

US: Green als führendes Unternehmen in der Schweiz bietet umfassende digitale Lösungen für Geschäftskunden in den Bereichen Datacenter, Connectivity, Cloud und Internet an. In ihrem hochmodernen Rechenzentrum nutzen wir die Co-Location-Dienste, die es uns ermöglichen, unseren Kunden erstklassige Leistungen zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten.

Wie ist die Eigentumsstrategie der ASSEPRO bezüglich alabus? Wie sieht aus Ihrer Sicht die Zukunft von alabus aus?

JSP: Basis der Strategie ist, dass alabus sich weiterhin wie gewohnt weiterentwickeln kann, sodass wir uns keine Sorgen über die zukünftige Entwicklung der Software machen müssen. Die Weiterentwicklung soll den Bedürfnissen der Broker entsprechen. Darüber hinaus soll alabus durch zusätzliche Geschäftsbereiche wie Versicherungen oder Inhouse-Brokerage weitere Wertschöpfung generieren. Diese Strategie gilt selbstverständlich auch über die Generation von Uwe hinaus.

Wie sieht Ihre persönliche Zukunft bei alabus aus?

US: Ich habe vor bis zu meiner offiziellen Pensionierung Ende April 2027 bei der alabus weiterzuarbeiten und unseren Kunden im komplexen IT-Umfeld zu helfen.

Abschlussfrage: Wie sieht die künftige Zusammenarbeit zwischen ASSEPRO und alabus aus?

JSP: Eine Zusammenarbeit erfordert stets eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Ich bin überzeugt, dass wir auf einem erfolgreichen Weg sind, da die letzten zwei Jahre gezeigt haben, dass unser Ansatz funktioniert. Die Bedenken unserer Mitbewerber waren zwar verständlich, jedoch unbegründet.

US: Einige Technologiekomponenten, die seit zehn Jahren im Einsatz sind, werden nicht mehr weiterentwickelt. Daher müssen wir in den nächsten zwei Jahren etwa 60 Prozent unseres gesamten Technologie-Stacks ersetzen. Bei der Einführung neuer Technologien stösst man jedoch oft auf Widerstand, und genau darin sehe ich die grösste Herausforderung. Dies wird auch mein letztes, grosses Projekt sein.

Jon Samuel Plotke hat Rechtswissenschaften an der Universität Bern studiert und ist als Rechtsanwalt zugelassen. Seit 16 Jahren ist er in unterschiedlichen Funktionen bei der ASSEPRO tätig. Nachdem er mehrere Jahre den Standort Chur leitete, trat er 2018 der Gruppengeschäftsleitung bei und übernahm 2021 die Position des CEO der ASSEPRO. Unter seiner Führung setzte das Unternehmen entscheidende strategische Massnahmen um, die für die zukünftige Ausrichtung entscheidend waren. Die erfolgreiche Implementierung der One-Brand-Strategie erfolgte im Jahr 2022 und im Herbst 2023 steuerte er die Übernahme durch die in London ansässigen «The Ardonagh Group». In dieser Zeit erzielte die ASSEPRO signifikante Fortschritte in der Marktexpansion und verfolgt heute erfolgreich ihre Wachstumsstrategie weiter. Jon Samuel Plotke ist verheiratet und hat zwei schulpflichtige Kinder.

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